Geschichte

Bernhard Beckmann (Senior)

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Die Familie Beckmann stammt aus dem Hamburgischen.
Johann Beckmann taucht dort als Ahnherr der Familie Beckmann um 1546 auf. Dessen Sohn Joachim Beckmann heiratet Anna Thannen. Deren, 1570 geborener, Sohn Lukas wird Professor in Willenberg und später unter dem Kurfürsten Christian II. von Sachsen Oberappellationsgerichtsrat. Diesem Lukas Beckmann wird von seinem Kurfürsten für die außerordentlich herausragende Verdienste ein erbliches Familienwappen vermacht (siehe Bild).wappenb1
Ein Sohn des Lukas Beckmann wird Senator in Hamburg.
Kurz nach 1700 lebt die Familie Beckmann in Peckelsheim bei Paderborn. Dort heiratete am 21.10.1721 Heinrich Peter Beckmann die römisch-katholische Gertrud Wiemer. Die Kinder werden römisch- katholisch erzogen. Von dieser Zeit an ist die vormals lutherische Familie katholisch. Ungefähr hundert Jahre später, am 2.10.1814, heiratete Johann PETER BECKMANN, Elisabeth Menge aus Osnabrück.
Diese Familie übersiedelt in die Heimatstadt der Frau nach Osnabrück und begründet dort eine Künstlerwerkstatt. Vater Theodor und Onkel Daniel Beckmann arbeiteten als Glasmaler. Die in der St.- Johannis Kirche in Glandorf vorhandenen Buntfenster der Taufkapelle und das große Fenster über der seitlichen Brauttür mit der Enthauptung des HI. Johannes und dem Panorama von Glandorf im Hintergrund stammen aus der Beckmannschen Werkstatt.
Bernhard Beckmann sen., am 10. April 1893 geboren, folgte dem Ratschlag seiner Mutter, studierte an der Praeparandie und dem Lehrerseminar zu Osnabrück und wurde Lehrer. Der Leiter der Lehrerbildungsanstalt Rektor Hiltermann schätzte Bernhard Beckmann sen. sehr und achtete ihn als einen seiner besten Schüler.
Nach kurzem Wirken in Hamburg und Beendigung seines Heeresdienstes im ersten Weltkrieg kam Bernhard Beckmann sen. 1918 nach Glandorf. 1924 heiratete er die älteste Wibbelsmann Tochter Maria. Die glückliche Ehe währte nur sieben Jahre. 1931 starb Frau Maria Beckmann, geborene Wibbelsmann. 1932 heiratete Bernhard Beckmann sen. die jüngste Wibbelsmann Tochter Anna und blieb damit dieser Familie verbunden.


 Chronik – Bernhard Beckmann

Als er 1918 nach Glandorf kam, war er 25 Jahre jung. Mit jugendlichem Eifer widmete er sich seiner neuen Heimat, den Menschen und Gemeinschatten. Er veranlaßte die Neugründung des Gesellenvereins „Kolping Glandorf“ und wurde für viele Jahre deren Vizepraeses. Er übernahm den Dirigentenstab des Männergesangvereins und behielt ihn bis 1931.

Stand mal sein Schwiegervater Wibbelsmann als Organist nicht zur Verfügung, trat er an dessen Stelle. „Sein meisterliches Orgelspiel war ein Dienen vor Gott“, heißt es in einem Nachruf.
Seine Tätigkeit in der Schule ging über die übliche Beschäftigung in einer ländlichen Volksschule weit hinaus. Seine chemisch-physikalischen Versuche, die er mit seinen Schülern unternahm, imponierten Pädagogen und Professoren. Sein Lieblingsfach war Geschichte und Erdkunde. So schrieb er ein Heimatbuch über Glandorf und seine Umgebung, welches in der Grundschule der damaligen Zeit und auch noch in der Nachkriegszeit durchgenommen wurde.
Aber auch Werkunterricht konnte ihn begeistern. Die Jungen der Oberklasse bastelten unter seiner Anleitung kleine Segelflugzeuge (Spannweite etwa 1 m) die zum Schluß, bei schönem Wetter, in Iburg am Hagenberg, der früher noch nicht bebaut war, mit anderen Schulkindern ein Wettfliegen veranstalteten. Die Kinder fuhren die Strecke bis Iburg und zurück alle mit dem Fahrrad. Der Lehrer Beckmann fuhr mit seinem Auto (Opel P4) hinterher, um auch liegengebliebene Schüler aufzusammeln. Für den Erdkundeunterricht modellierte Beckmann mit den Schulkindern plastische Landschaften aus Gips und Farbe. Andere Sachen, wie handgeschmiedete Kasperlepuppen, Tiere und Figuren aus Sperrholz und große Puppenstuben gingen an den damaligen Kindergarten.
Selbst von seinen Vorfahren her mit künstlerischer Begabung reich ausgestattet, wandten sich die Glandorfer Schüler unter seiner Leitung auch an schwierige Objekte heran. Ein naturgetreues Modell des Segelschiffes „Großer Adler von Lübeck“ zeugen davon.
Seine Freizeit verbrachte Bernhard Beckmann sen. bevorzugt in seiner Familie. Hinter seiner Werkbank als Schnitzer oder Drechsler fühlte er sich am wohlsten. Er bevorzugte einen schweren, bäuerlichen Stil, schuf Truhen, Schränke, Stühle, Sessel und Tische.
Beckmann war auch ein begeisterter und begabter Zeichner und Maler. Die Rekonstruktion der alten Glandorfer Kirche, die Silhouette des Dorfes Glandorf auf dem Bühnen Vorhang im Herbermannschen Saal, die Zeichnungen der Glandorfer Kirchhofsburg, der auf Kacheln bemalte Stammbaum auf Resenhus, Stammbäume anderen alteingesessenen Glandorfer Familien, sowie viele Ölbilder von unschätzbaren Wert geben noch heute Zeugnis davon.
Beckmanns vielseitige Begabung brachten den wissensdurstigen jungen Lehrer schon früh zur historischen Erforschung seiner neuen Heimat. Der bekannte Autor von historischen Romanen, Geistlicher Rat Bernhard Köster, mit dem Beckmann zeitlebens befreundet war, dürfte ihn in die Heimatkunde und Schriftstellerei eingeführt haben.
Beckmanns erste Veröffentlichungen erschienen im Jahrbuch für den Kreis Iburg. 1931 berichtete er über „Glandorf um das Jahr 1800“ (Seiten 56-69). Darin finden wir auf Seite 61 eine Abbildung der alten Glandorfe Kirche, deren Bild auch lange Zeit die „Kirchlichen Nachrichten“ zierte. Im gleichen Band schrieb Beckmann über „Alte Pacht- und Diensturkunden“ (S. 125-126). 1932 erschien eine Abhandlung über „Glandorf zur Zeit der Reformation und des 30jährigen Krieges“ (S. 86-96). 1935 veröffentlichte Beckmann die „Entwicklung des Bauerntums in Glandorf.
Der Hauptlehrer Bernhard Beckmann hatte sicher einen vollen Arbeitstag; denn an den Nachmittagen erteilte er den allgemeinen Berufsschulunterricht für handwerkliche Lehrlinge. Nachmittags war auch der Sportunterricht. Im Sommer brachte er den Kindern in der Badeanstalt hinter der Merschmühle das Schwimmen bei. Dafür war er extra in den Ferien auf Rügen von der DLRG ausgebildet worden.
Bernhard Beckmann beherrschte mehrere Musikinstrumente:
Klavier, Orgel, Laute, Geige, Mandoline, Zitter und eine Balalaika, die er sich selbst gebaut hatte. In den Gottesdiensten sonntags und werktags, vor dem Schulunterricht, spielte er die Orgel in der Glandorfer Sankt Johannis Kirche. Mit den Kindern der Oberstufe hatte er das lateinische Requiem eingeübt, welches bei Beerdigungen gesungen wurde. Beerdigungen waren immer morgens, während der Schulzeit. Nachmittags erteilte er einigen Kindern Klavierunterricht. Auch gab er Nachhilfe in Deutsch und Mathematik für Kinder, die eine weiterführende Schule besuchen wollen und somit die Sexta und Quinta überspringen konnten.
Für die Glandorfer Leute erledigte er, da er eine Schreibmaschine besaß, deren wichtige Post. An den Abenden hielt er Erste – Hilfe – Kurse ab.
Beckmann war nicht nur ein beliebter Lehrer, er stellte auch seine ganze Person in den Dienst der Glandorfer Gemeinde. 1933 wurde unter seiner Leitung die Mädchenschule neu gebaut. Die Klassenräume wurden größer und auch ein Lehrmittelraum wurde erstellt.
Es kam der zweite Weltkrieg. Als Ortschronist entschloß er sich gleich zu Beginn des Krieges alle Feindeinwirkungen auf Glandorf getreulich zu registrieren. Diesem Umstand verdanken wir eine Dokumentation, die es in anderen Gemeinden nicht gibt. Sie beweist, wie vor fast sechzig Jahren eine harmlose Landgemeinde im Hinterland, mit in das Kriegsgeschehen hinein gezogen wurde und welchen Schaden der Krieg Glandorf zufügte.
Am Donnerstag, dem 8 Mai 1958 veröffentlichte Beckmann in der Beilage der Osnabrücker Volkszeitung „RUND UM OSNABRÜCK“ den Beitrag „GLANDORF IM ZWEITEN WELTKRIEG“.

Nachdem er fast 40 Jahre als Jugenderzieher, Organist und Heimatschriftsteller dem Dorfe Glandorf seine ganze Kraft gewidmet hatte, wurde er im zehnten Jahre seines Ruhestandes am 25. Juni 1966 allzufrüh von Gott abberufen.

In den Laerer Nachrichten wurden in den Jahren 1974 bis 1976 eine Reihe Beckmannscher Artikel nachgedruckt.
In dem Vorspann dazu hieß es:

„Der 1966 verstorbene Hauptlehrer Bernhard Beckmann hat mit Pastor Köster jahrzehntelang eng zusammen gearbeitet, sei es als Vizepraeses des Kolping, als Begründer des Kindergartens, als Meister des Orgelspiels und nicht zuletzt als Kenner der reichen Glandorfer Geschichte…“

Prof. Dr. H. Hiltermann schrieb 1987 in Nr. 285 der Monatsblätter für Landeskunde und Volkstum Westfalens in den „Westfälischen Nachrichten“ über Bernhard Beckmann:

„Seine Schriften sind noch heute entscheidende Grundlage für die Erforschung der Ortsgeschichte. Es war sein Anliegen und ist sein Verdienst, die umfassende Bedeutung der Heimat der Allgemeinheit zugänglich und verständlich gemacht zu haben.“

Auf seinem Totenzettel stehen die Worte:
„Die viele in der Gerechtigkeit unterweisen, werden leuchten wie die Sterne immer und ewig.“


 

Lehrer Bernhard Beckmann Vergessener Heimatforscher (Von Prof. Dr. H. Hiltermann)

Der westfälische Raum verdankt dem angrenzenden Glandorf eine Reihe bekannter Persönlichkeiten. An erster Stelle steht Franz Jostes, der internatio­nal bekannte Volkskundler. Auch Bernhard Köster muß an dieser Stelle genannt werden. In der Beilage „Auf Roter Erde“, Nr. 176, würdigten wir die Verdienste dieses Schriftstellers. Fast zur gleichen Zeit, wie Köster Pfarrer in Glandorf war, wirkte hier der Lehrer Bernhard Beckmann. „Er war der Sohn einer Künstlerfamilie. Vater Theodor und Onkel Daniel Beckmann arbeiteten als Glasmaler, Bildhauer und Maler in Osnabrück. Bernhard Beckmann wirkte in dem Geburtshaus von Professor Jostes (in Glandorf) mehrere Jahrzehnte als Maler, Schnitzer und Drechsler. Er bevorzugte einen schweren bäuerlichen Stil. Er schuf Leuchter, Truhen, Stühle, Schränke und Tische nach mythologischen Vorbildern und Ideen.“ (B. Riese: Glandorfer Gestalten 1974, Seite 12).
Der in der Altstadt Osnabrücks am 10. April 1893 geborene Bernhard Beckmann stammte aus einer Familie, die sich bis 1546 zurückverfolgen läßt. 1570 war ein Lucas Beckmann Oberappellationsrat am Hofe des Kurfürsten von Sachsen und Professor in Wittenberg. 1814 kam der Paderborner Peter Beckmann durch Heirat von Clara Elisabeth Menge nach Osnabrück. Aus seiner Werkstatt stammten die Buntfenster der St.- Johanneskirche in Osnabrück. 1918 trat Bernhard Beckmann eine Lehrerstelle in Glandorf an. Er heiratete dort die älteste Tochter des Küsters, Maria Wibbelsmann. Mit Pastor Küster bahnte sich ein enges Vertrauensverhältnis an. Beckmann war nicht nur ein ausgezeichneter Pädagoge, der in Güte und Konsequenz die Jugend beeinflußte, sowie ein einsatzfreudiger Organist und Chorleiter, sondern dazu auch noch ein leidenschaftlicher Historiker. Es gab in der Umgebung kein Archiv, in dem Beckmann nicht wochenlang gearbeitet hatte. Das gilt auch für die nichtstaatlichen Archive von Haus Bevern, Haus Dieck, Harkotten mit von Ketteler und von Korff, Kloster Vinnenberg und Lohburg. Im Vordergrund seiner Interessen stand die Besiedlung, Geschichte und Volkskunde von Glandorf. Er war es, der die Bedeutung der ländlichen Tradition und dann auch der Kirchenburg immer wieder herausstellte.
Selbstverständlich war es für ihn, daß er 1918 die Neugründung und Leitung des Gesellenvereins, heute Kolping, übernahm und dafür viele Jahre die Verantwortung trug. Dasselbe gilt für den Männergesangverein, dessen Dirigent er bis 1931 blieb. Dabei kam seine Schule nie zu kurz. Ganz im Gegenteil betätigte er sich hier weit über den üblichen Rahmen hinausgehend – zuletzt als Schulleiter. In Werkgruppen wurden schwierigste Objekte erarbeitet. Das naturgetreue Modell des berühmten Segelschiffes „Großer Adler von Lübeck 1563″ ist heute noch erhalten. Verfasser war Zeuge von chemischen Versuchen, deren Schwierigkeit den Rahmen der Schule weit überschritt. Die außerschulische Tätigkeit kannte keine Grenzen, was auch für die Anfertigung von Plastiken, Gemälden und keramischen Arbeiten gilt.
Auch nach 1933 riß das gute Verhältnis zu Pastor Köster, der gegen die neue Staatsmacht war, nie ab. Im Gegenteil, das gute gegenseitige Zusammenwirken nahm, unter dem in der damaligen Zeit lebensnotwendigen, nach außen getragenen Verständnis gegenüber vorerst festgefügten Institutionen, noch zu und wurde durch gegenseitige, interne Absprachen gefestigt. Doch war Dechant Köster froh, daß er mit Einvernehmen seines Bischofs in Bernhard Beckmann einen Vertrauensmann auf der anderen Seite hatte.
Beckmanns Interessen und Ziele gingen weit über die seiner Zeit hinaus. Im Vordergrund stand die Rettung und Erhaltung des geschichtlich Überkommenen. Die Tatsache, in dem Geburtshaus von Prof. Jostes wohnen zu dürfen, beflügelte ihn, dessen Geburtsraum mit selbst entworfenen und gefertigten Möbeln und historischen Utensilien auszustatten. So hatte Glandorf neben der Grabstätte von Jostes auch eine lebendige Erinnerungsstätte an diesen großen Westfalen.zimmer
Nach dem Zusammenbruch Deutschlands nahm B. Beckmann natürlich auch an dem Arbeitskreis Gleichgesinnter für Heimatgeschichte und Volkskunde aktiv teil. Hierzu gehörten unter anderen Dr. med. Alfred Bauer sen., Volks- und Heimatkundler; Dr. med. Alfred Bauer jun., Prähistoriker; Prof. Dr. phil. Matthias Brinkmann, Pädago­ge und Biologe; Rektor Hans Hasekamp, Volkskundler; Dr. med. Bernhard Riese, Historiker und Schriftsteller; Lehrer August Suerbaum, Volkskundler und Prof. Dr. theol. Dr. phil. Johannes Vincke, Historiker.
Sehr vieles von dem Hinterlassenen und von der zu seiner Zeit in Glandorf noch erhaltenen Bausubstanz ist der Nachkriegszeit zum Opfer gefallen. 48 Jahre hatte Beckmann darum gekämpft, aber man verstand ihn nicht. Doch sind seine Schriften heute noch eine entscheidende Grundlage für die Erfor­schung der Ortsgeschichte. Es war sein Anliegen und ist sein Verdienst, die umfassende Bedeutung der Heimat der Allgemeinheit zugänglich und verständ­lich gemacht zu haben.

Dem unermüdlich Strebenden setzte , am 25. Juni 1966 der Tod allzu früh ein Ende.

Literatur:

Urkunden aus dem 14. Jahrhundert. – Iburger Kreisblatt Nr. 125 und 126, (Beuke) Dissen 1931. – Glandorf um das Jahr 1800. Jahrbuch 1931 des Kreises Iburg. – Glandorf – (In) Brinkmann, M.: Heimatbuch für den Landkreis Osnabrück 1951, – Ahlen, F. W.: In diesem Zimmer wurde Franz Jostes geboren. – Oltimann, B. 0.: Im Hause von Bernhard Beckmann in Glandorf. – Osnabrücker Zeitung, Jahr­gang 13, 1958.

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